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Action Directe ist eine, wenn nicht DIE, Herausforderung für die weltbesten Kletterer. Nur acht von ihnen haben die einst von Axel Güllich erstbegangene Route wiederholt. Zu ihnen gehört der 24-jährige Niederösterreicher Kilian Fischhuber. Hannes Mair, Kletterer und Filmemacher aus dem Stubaital, hat Fischhuber mit der Kamera begleitet. Das Filmfest St. Anton präsentierte gestern abend erstmals weltweit die dabei entstandene Dokumentation. Auf der Filmfestbühne plauderten die beiden dann über die Herausforderung, die die Action Directe auch für sie darstellte. "Die meisten Kletterer", erzählte Fischhuber, "bereiten sich monate-, wenn nicht jahrelang auf diese Route, die mit einem Sprung in ein Einfingerloch beginnt, vor. Ich habe mich nicht so extrem darauf vorbereiten müssen: Im vergangenen Herbst sind wir einfach in den Frankenjura gefahren und ich hab's probiert. Wenn es mir nicht gleich gelungen wäre, hätte auch ich einen Winter lang darauf trainiert." Dass aber auch Kilian Fischhuber beim Durchsteigen der Action Directe Blut geschwitzt hat, zeigt die 12 Minuten lange Dokumentation von Hannes Mair: "Wir haben da ziemlich viel Energie reingesteckt und waren sehr motiviert. Nur ein bisschen Wollen reicht für die Action Directe einfach nicht", resümiert er.
Von einem mindestens ebenso spektakulären Erfolg berichteten die beiden Extremskifahrer Axel Naglich und Peter Ressmann, die erst vor rund zehn Tagen aus Alaska heimgekehrt sind. Dort haben sie den zweithöchsten Gipfel der USA, den Mount Saint Elias (5.489m), bezwungen - und zwar mit der längsten, durchgehenden und wohl gefährlichsten Skiabfahrt der Welt. Im April war das Team um Naglich und Ressmann noch am schlechten Wetter gescheitert. Naglich: "Das ist ein Riesenberg mit patagonischen Verhältnissen, was das Wetter angeht. Im April hat uns eine Schlechtwetterfront zum Umdrehen gezwungen, vergangene Woche sind wir mit einem Gipfelsieg in der Tasche zurückgekommen." Damit ist nun erstmals die Befahrung des Mount Saint Elias, der auch "Man Eater" genannt wird, gelungen - Skifahren in der Senkrechten, sozusagen. Naglich und Ressmann brachten zum Filmfest St. Anton erstes, atemberaubendes Filmmaterial von ihrem erfolgreichen Abenteuer mit. Das stammt aus dem Kinofilm "Vertical Rush", an dem Regisseur Gerald Salmina zur Zeit unter Hochdruck arbeitet, damit bald auch ein weltweites Kinopublikum das waghalsige Vorhaben der Tiroler Extremskifahrer auf der Leinwand verfolgen kann.
Zu sehen gab es gestern außerdem noch "The Silent Climber", eine historische Filmrarität über den "Vater" des Boulderns, John Gill. Rund 600 Besucher vorfolgten dann die hartnäckigen Bemühungen des schottischen Kletterers Dave MacLeod, die erste E11-Route "Rhapsody" zu bezwingen. Mit dem Zillertaler Bernhard Mauracher und seinen Kanuten ging es schließlich den größten Wasserfall Europas, den Rheinfall bei Schaffhausen, hinab. Die Doku "My name is Daniel Ilabaca" begleitete den jungen Traceur aus GB auf seinen akrobatischen Wegen durch den städtischen Raum. Den Schluss des Abends bildete ein Ausflug in die Welt des Industriekletterns mit "In den Himmel geschickt", einer Produktion des Rundfunks Berlin-Brandenburg unter der Regie von Walter Krieg.